Angst, im Meeting zu sprechen - wie Coaching helfen kann, Selbstsicherheit aufzubauen
- Wegstein Writer
- 10. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Okt.
Angst, im Meeting zu sprechen, ist kein Zeichen von Inkompetenz, sondern eine natürliche Stressreaktion auf soziale Bewertung. Viele erleben diesen Moment: Herzklopfen, innere Anspannung, der Gedanke „Ich sage besser nichts Falsches.“
Die gute Nachricht, Selbstsicherheit beim Sprechen ist kein angeborenes Talent, sondern lässt sich trainieren. Coaching nutzt hier Methoden, die Selbstwahrnehmung, Struktur und mentale Vorbereitung stärken, um Schritt für Schritt sicherer aufzutreten.

Warum Redeangst so häufig vorkommt
Sprechsituationen aktivieren das biologische Stresssystem. Das Gehirn bewertet sie wie eine soziale Prüfung, was Cortisol und Adrenalin ansteigen lässt. Studien zeigen, dass Angst vor Bewertung eine der häufigsten Ursachen für Kommunikationshemmungen im Beruf ist (Heimberg et al., 2014, Journal of Anxiety Disorders).
Im Arbeitskontext kann dieser Stress zu Vermeidungsverhalten führen, Betroffene sprechen weniger, obwohl sie viel beizutragen hätten. Gleichzeitig kann chronische Aktivierung Konzentration und Entscheidungsfähigkeit mindern (Jamieson et al., 2018, Journal of Experimental Psychology: General). Wenn Anspannung dauerhaft bestehen bleibt, kann sie langfristig in Erschöpfung übergehen. Wie sich das früh erkennen und verhindern lässt, zeigt der Beitrag über Burnout vorbeugen.
Was Coaching leisten kann und was nicht
Coaching ersetzt keine Therapie und behandelt keine psychischen Störungen. Es bietet jedoch einen strukturierten Rahmen, um Verhalten, Wahrnehmung und Kommunikation gezielt zu reflektieren und zu verbessern. Im Unterschied zur Psychotherapie arbeitet Coaching zukunftsorientiert, lösungsfokussiert und an konkreten Situationen.
Forschung zeigt, dass systemisches und Executive Coaching signifikant zur Selbstwirksamkeit und Stressreduktion beitragen kann (Grover & Furnham, 2016, PLoS ONE). In einer neueren Meta-Analyse wurden positive Effekte auf Selbstvertrauen, Zielklarheit und Arbeitsengagement bestätigt (Jones et al., 2016, Journal of Occupational and Organizational Psychology).
Drei Hebel aus dem Coaching für mehr Sicherheit im Meeting
Mentale Vorbereitung durch kognitive Struktur
Vorbereitung reduziert Unsicherheit. Im Coaching wird oft mit mentaler Simulation gearbeitet, der Vorstellung des Meetings Schritt für Schritt. Studien zeigen, dass mentale Vorbereitung und Selbstinstruktion die wahrgenommene Kontrolle stärken und Stress dämpfen (Cannon-Bowers et al., 2023, Frontiers in Psychology).
Praxis-Tipp: Notiere vor jedem Meeting drei Punkte:
Was ist mein Beitrag?
Was möchte ich bewirken?
Was wäre ein kleiner, realistischer Erfolg?
Diese Klarheit lenkt den Fokus weg von Bewertung hin zur Sache.
Aufmerksamkeit umlenken, vom Selbst zur Aufgabe
Wer nervös ist, beobachtet sich selbst zu stark. Coaching nutzt hier Techniken zur Aufmerksamkeitslenkung: Wahrnehmung raus aus dem Kopf, hin zur Interaktion.Forschung zu attentional focus training zeigt, dass diese Verschiebung Leistungsangst mindern und Präsenz verbessern kann (Takac et al., 2019, PLoS ONE).
Praxis-Tipp: Stelle dir vor, du richtest einen inneren Scheinwerfer auf dein Thema, nicht auf dich. Der Körper folgt diesem mentalen Fokus.
Positive Erfahrung durch gezielte Exposition
Selbstsicherheit entsteht durch Erfahrung, aber in kleinen, planbaren Schritten. Coaching hilft, Exposure-Pläne zu gestalten: Zuerst kurze Wortmeldungen, dann kleine Präsentationen, schließlich Moderationen. Eine Studie fand, dass schon kurze Erfolgserlebnisse in Stresssituationen langfristig das Selbstvertrauen stärken (Jamieson et al., 2012, Journal of Experimental Psychology: General).
Praxis-Tipp: Nach jedem Meeting kurz reflektieren:
„Was hat funktioniert? Was war besser als letzte Woche?“ Diese Mini-Reviews verankern Fortschritt messbar.
Ebenso wichtig wie Übung ist die Fähigkeit, nach intensiven Phasen wirklich abzuschalten. Im Artikel „Warum ständige Erreichbarkeit uns erschöpft“ erfährst du, wie bewusste Erholung die mentale Stabilität stärkt.
Wie sich Fortschritt zeigt
Mit wachsender Sicherheit verschiebt sich die Perspektive: von „Ich hoffe, dass nichts schiefgeht“ zu „Ich habe etwas beizutragen“. Studien belegen, dass Coaching die wahrgenommene Kompetenz und Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigert (Bozer & Jones, 2018, Frontiers in Psychology). Das Ziel ist nicht, Angst völlig zu eliminieren, sondern sie als Signal zu verstehen und ihr mit Struktur, Fokus und Übung zu begegnen. Wenn du dabei Unterstützung suchst, findest du auf der Seite Beruf & Alltag, wie Coaching dabei unterstützen kann, Sicherheit und Ausdruckskraft im Beruf zu fördern.
Fazit
Angst, im Meeting zu sprechen, ist kein persönliches Defizit, sondern ein Ausdruck von Verantwortung und Anspruch an sich selbst. Wer etwas sagen will und gleichzeitig Sorge hat, wie es ankommt, zeigt Bewusstsein, nicht Schwäche.
Coaching bietet hier keinen schnellen Trick, sondern einen Prozess: Es hilft, Situationen bewusst vorzubereiten, Reaktionen zu verstehen und Verhaltensmuster zu verändern. Selbstbewusstsein entsteht dabei nicht durch Mut, sondern durch Klarheit und Routine.
Mit der Zeit verschiebt sich der Fokus von „Wie komme ich rüber?“ hin zu „Was will ich beitragen?“.
Häufige Fragen zu Angst in Meetings (FAQ)
Ist Coaching sinnvoll, wenn ich sehr nervös bin?
Ja, sofern keine behandlungsbedürftige Angststörung vorliegt. Coaching kann helfen, Kommunikationsroutinen aufzubauen, mentale Strategien zu testen und Sicherheit Schritt für Schritt zu entwickeln. Gerne können wir die Möglichkeiten in einem kostenlosen Kennenlernen besprechen.
Wie schnell kann ich Veränderung erwarten?
Die Forschung zeigt, dass sich nach 4–8 Wochen regelmäßiger Reflexion und Übung spürbare Fortschritte einstellen können (Grover & Furnham, 2016, PLoS ONE). Entscheidend ist die Wiederholung, nicht die Perfektion.
Was unterscheidet Coaching von Training?
Training vermittelt Techniken, Coaching fördert Selbststeuerung, Bewusstsein und langfristige Veränderung. Es geht nicht darum, ein „besserer Redner“ zu werden, sondern sich in beruflichen Situationen sicherer zu fühlen.
Was, wenn mein Kopf im Meeting plötzlich leer ist?
Das passiert vielen. Statt dagegen anzukämpfen, hilft es, den Moment kurz anzuerkennen und auf den Faden zurückzukommen, etwa durch einen vorbereiteten Satz wie „Ich möchte kurz anknüpfen an …“. Diese Strategie reduziert Druck und signalisiert Gelassenheit.
Wie kann ich im Meeting authentisch wirken, wenn ich unsicher bin?
Authentizität entsteht nicht durch perfekte Worte, sondern durch Präsenz. Wenn du ruhig atmest, aufrecht sitzt und Blickkontakt hältst, wirkst du natürlicher. Kleine Pausen oder Nachdenken dürfen sichtbar sein, sie zeigen Souveränität, keine Unsicherheit.
Hilft Coaching auch, wenn ich introvertiert bin?
Ja. Introvertiertheit ist keine Hürde, sondern oft ein Vorteil. Es bringt Beobachtungsgabe und Tiefe mit. Coaching kann helfen, diese Stärken gezielt einzusetzen, ohne dich zu verstellen.
Wie kann ich meine Fortschritte messen?
Reflektiere regelmäßig, wie du dich in ähnlichen Situationen fühlst. Viele Coachees berichten, dass ihre körperliche Anspannung sinkt, sie früher und häufiger etwas sagen, das sind messbare Signale von Fortschritt.
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